Arnold Schönberg, ca. 1926

1874 – 1889

Arnold (hebr. Avraham) Schönberg, geboren am 13. September 1874

An der Biografie meiner Eltern ist wenig Auffallendes. Mein Vater,1838 geboren, kam mit 14 Jahren nach Wien, war Lehrling in einem Geschäft, hatte dann ein kleines eigenes Geschäft. Er heiratete mit 32 Jahren, ich war das 2. Kind, bin also geboren, als er etwa 36 war. Er starb an einer Lungen-Influenza im Influenzajahr 1890 (in der Neujahrsnacht), 52 Jahre alt. Ich war damals 16, weiß also verhältnismäßig wenig aus eigener Wahrnehmung. […] Meine Mutter,(1848) geboren, stammt aus Prag. Kam ebenfalls in jungen Jahren mit ihrer väterlichen Familie nach Wien. Sie wurde 74 Jahre alt. (Arnold Schönberg, Biographische Notiz, 28. November 1931)

Schönberg besuchte zwischen 1885 und 1891 die k. k. Staats-Oberrealschule im II. Bezirk in Wien.

Ich habe mit acht Jahren angefangen, Geige zu lernen, und fast zur gleichen Zeit habe ich zum ersten Mal komponiert. [...] Alle Kompositionen, die ich vor meinem siebzehnten Jahr geschrieben habe, sind nichts als Imitationen solcher Musik, die mir zugänglich war. Die einzigen Quellen, aus denen ich schöpfen konnte, waren Violinduette und Arrangements von Opernpotpourris für zwei Violinen, wozu noch die Musik gerechnet werden darf, die ich durch die Militärkapellen kennenlernen konnte, die in öffentlichen Gärten Konzerte gaben. Man darf übrigens nicht vergessen, daß zu dieser Zeit Noten sehr teuer waren, daß es weder Platten noch das Radio gab und daß Wien nur ein einziges Opernhaus hatte und einen einzigen Zyklus von Philharmonischen Konzerten. (Arnold Schönberg, Rückblick, 1949)

Julikäfer, Polka française, ca. 1885


1890 – 1899

Schönberg war zwischen 1891 und 1895 Angestellter der Privatbank Werner & Co.

Rezension des ersten Konzerts mit dem von Schönberg geleiteten Mödlinger Männergesangsverein Freisinn, 22. November 1896

Verklärte Nacht op. 4, Streichsextett nach einem Gedicht von Richard Dehmel, 1899

Gavotte und Musette (im alten Style) für Streichorchester, 1897

Streichquartett D-Dur, 1897

Frühlings Tod für großes Orchester nach einem Gedicht von Nikolaus Lenau, 1898

Ihre Gedichte haben auf meine musikalische Entwicklung entscheidenden Einfluß ausgeübt. Durch sie war ich zum erstenmal genötigt, einen neuen Ton in der Lyrik zu suchen. […] In meinen ersten Versuchen, Ihre Lieder zu komponieren, steckt mehr von dem, was sich in Zukunft bei mir entwickelt hat, als in manchen viel späteren Kompositionen. (Arnold Schönberg an Richard Dehmel, 13. Dezember 1912)

Zwei Gesänge op. 1 für eine Baritonstimme und Klavier, 1898

Erst als ich drei junge Leute, genau meines Alters, kennen lernte und sie zu Freunden gewonnen hatte, konnte meine musikalische und literarische Erziehung beginnen. Der erste war Oskar Adler, dessen musikalische und wissenschaftliche Fähigkeiten einander die Waage hielten. Durch ihn erfuhr ich zum erstenmal, daß es so etwas wie eine musikalische Theorie über­haupt gibt. […] Der andere meiner damaligen Freunde war David Bach: Ein Philologe, Philosoph, Literaturkenner, Mathematiker und ein ganz guter Musiker. […] Der dritte meiner Freunde, Alexander von Zemlinsky, ist derjenige, dem ich fast all mein Wissen um die Technik und die Probleme des Komponierens verdanke. (Arnold Schönberg, Rückblick, 1949)

Meyers Konversationslexikon (eine Enzyklopädie, die wir auf Raten kauften) hatte den langersehnten Buchstaben »S« erreicht und ermöglichte es mir, unter »Sonate« zu erfahren, wie ein erster Satz eines Streichquartetts gebaut sein sollte. (Arnold Schönberg, Bemerkungen zu den Vier Streichquartetten, 1949)

Am 25. März 1898 konvertierte Arnold (Taufname: Franz Walter) Schönberg zum Protestantismus.


1900 – 1904

Ans Stern’sche Conservatorium kam ich durch Richard Strauss, der selbst hingegangen ist. Über­haupt bin ich Richard Strauss, der ein ganz großartiger, warmherziger Mensch ist […] zu großem Dank verpflichtet. Er hat mir auch das Liszt-Stipendium verschafft. (Arnold Schönberg an Karl und Josephine Redlich, 1. April 1903)

Zwischen Dezember 1901 und Juli 1902 wirkte Schönberg als Kapellmeister an Ernst von Wolzogens Varietébühne Buntes Theater / Überbrettl in Berlin.

Brettl-Lieder, 1901

Am 18. Oktober 1901 heiratete Schönberg Mathilde Zemlinsky  (1877 – 1923), die Schwester seines Freundes Alexander Zemlinsky.

Pelleas und Melisande op. 5, symphonische Dichtung nach einem Schauspiel von Maurice Maeterlinck, 1902 – 1903
Ich halte diese Musik für weit fortgeschrittener […] als die Gurrelieder und die Verklärte Nacht, die mindestens ebenso schön ist. (Schönberg, 1947)

Sechs Orchesterlieder op. 8, 1903 – 1905
Ich habe mir diesmal die Aufgabe gestellt, mit allen Stimmführungskünsten auch die Instrumentationskünste zu vereinigen. (Schönberg, 1904)

Gertrude (Trudi, 1902 – 1947), Arnold Schönbergs Tochter, ca. 1904

Beginn der Freundschaft mit Gustav Mahler (1860 – 1911)

Schönbergs musikalisch vielfältiger Wirkungskreis: Klavierauszüge, Instrumentationen, Bearbeitungen und Generalbassaussetzungen von Werken anderer Komponisten

Schönberg gehört zu jenen unbedingt Opposition, aber auch ebenso sicher Anregung und Bewegung erweckenden Feuerköpfen, die seit jeher befruchtend und fördernd auf die Geister gewirkt haben.(Gustav Mahler, 1910)

Alban Berg (1885 – 1935) und Anton Webern (1883 – 1945) wurden im Herbst 1904 Schönbergs Schüler.


1905 – 1909 

Friede auf Erden op. 13 für gemischten Chor a cappella nach einem Weihnachtsgedicht von Conrad Ferdinand Meyer, 1907
Ich kann nicht sagen, dass ich mich erinnere, alle diese Nuancen beim Komponieren bewußt empfunden zu haben. Nun sie aber drin sind, sehe ich sie als mehr an, als einen glücklichen Zufall: als ein Gnadengeschenk, dessen ich mich bestrebe würdig zu werden. (Schönberg, 1913)

Kammersymphonie für fünfzehn Soloinstrumente op. 9, 1906
Ein wirklicher Wendepunkt in meiner Entwicklung […] das letzte Werk meiner ersten Periode, das aus nur einem durchgehenden Satz besteht. (Schönberg, 1949)

Arnold Schönberg, Portrait seines am 22. September 1906 geborenen Sohnes Georg (Görgi), Öl auf Karton, ca. 1907

Erstes Streichquartett d-Moll op. 7 (1904/05)
Diese große Form sollte alle vier Charaktere des Sonatentyps in einem einzigen ununterbrochenen Satz enthalten. (Schönberg, 1949)

Richard Gerstl, Portrait Arnold Schönberg, Öl auf Leinwand, 1906 (Wien Museum)
1908: Affaire Mathilde Schönbergs mit dem 25jährigen Maler Richard Gerstl; Selbstmord Gerstls am 4. November dieses Jahres.

Schönbergs vielfältige Interessen und ihre Nachwirkungen: Notenschreibmaschine, Blaupause der von ihm entwickelten Konstruktion, 1909

Zweites Quartett (fis-Moll) op. 10 für zwei Violinen, Viola, Violoncello und eine Sopranstimme nach Gedichten von Stefan George (3. und 4. Satz), 1907 – 1908
Dieses Quartett spielte eine große Rolle in meiner Entwicklung. Jedoch der entscheidende Schritt zur sogenannten Atonalität war jetzt noch nicht getan. (Schönberg, 1949)

Drei Klavierstücke op. 11, 1909
Jeder Akkord entspricht einem Zwang [...] meines Ausdrucksbedürfnisses, vielleicht aber auch dem Zwang einer unerbittlichen, aber unbewußten Logik in der harmonischen Konstruktion. (Schönberg, 1911)

15 Gedichte aus Das Buch der hängenden Gärten von Stefan George für eine Singstimme und Klavier op. 15, 1908 – 1909
Mit den George-Liedern ist es mir zum erstenmal gelungen, einem Ausdrucks- und Formideal nahezukommen, das mir seit Jahren vorschwebt. Nun ich […] diese Bahn endgiltig [sic] betreten habe, bin ich mir bewußt, alle Schranken einer vergangenen Ästhetik durchbrochen zu haben. (Schönberg, 1910)

Fünf Orchesterstücke op. 16, 1909
Es sind kurze Orchesterstücke (zwischen 1 und 3 Minuten Dauer) ohne cyklischen Zusammenhang. […] ein bunter ununterbrochener Wechsel von Farben, Rhythmen und Stimmungen. (Schönberg an Richard Strauss, 1909)

Erwartung op. 17, Monodram in einem Akt nach einer Textvorlage von Marie Pappenheim, 1909
In der Erwartung ist es die Absicht, das, was sich in einer Sekunde höchster seelischer Erregung abspielt, sozusagen mit der Zeitlupe, auf eine halbe Stunde ausgedehnt, darzustellen. (Schönberg, 1930)


1910 – 1914 

Tod des Freundes, Mentors und verehrten Künstlers Gustav Mahler am 18. Mai 1911

Sechs kleine Klavierstücke op. 19, Nr. 6, eine epitaphartige Erinnerung an Gustav Mahler, 17. Juni 1911
Kurze, unglaublich zarte und ausdrucksvolle Gebilde. (Anton Webern, 1912)

Harmonielehre, 1911
Dieses Buch habe ich von meinen Schülern gelernt. […] Ich habe den Kompositionsschülern eine schlechte Ästhetik genommen, ihnen dafür aber eine gute Handwerkslehre gegeben. (Schönberg, 1911)

Die Bilder Schönbergs zerfallen in zwei Arten: die einen sind direkt nach der Natur gemalte Menschen, Landschaften; die anderen – intuitiv empfundene Köpfe, die er »Visionen« nennt. […] Diese beiden Arten sind äusserlich verschieden. Innerlich stammen sie aus einer und derselben Seele, die einmal durch die äussere Natur zum Vibrieren gebracht wird, ein anderes Mal – durch die innere. (Wassily Kandinsky, 1912)

Bildnerische Werke von Arnold Schönberg

Auf Einladung Kandinskys stellte Schönberg 1911 /12 vier seiner Gemälde in der ersten Ausstellung des Blauen Reiter  in München aus.

Dreimal sieben Gedichte aus Albert Girauds Pierrot lunaire op. 21, 1912
Und ich gehe unbedingt, das spüre ich, einem neuen Ausdruck entgegen. Die Klänge werden hier ein geradezu tierisch unmittelbarer Ausdruck sinnlicher und seelischer Bewegungen. (Schönberg, 1912)

Übersiedlung nach Berlin: Arnold Schönberg mit seinen Kindern Trudi und Görgi vor der Villa Lepcke, Machnower Chaussee & Dietloffstraße, Zehlendorf, 1912

Gurre-Lieder für Soli, Chor und Orchester nach Jens Peter Jacobsen, 1900 – 1911
Unerhört kunstvoll und von nie gehörten Klangwirkungen. (Anton Webern, 1912)
Die Uraufführung von Schönbergs Gurre-Liedern wurde zu einem nahezu beispiellosen Triumph, der in den Annalen des Konzertsaales wohl nicht so bald seinesgleichen haben dürfte. (Neues Wiener Journal, 1913)

Die glückliche Hand op. 18, Drama mit Musik, 1910 – 1913; Text, Musik und Bühnenbilder: Arnold Schönberg
Es ist nicht symbolisch gemeint, sondern nur geschaut, empfunden. […] Ich möchte am liebsten für ein Zaubertheater schreiben. (Schönberg an Alma Mahler, 1910)

Herzgewächse op. 20 für hohen Sopran, Celesta, Harmonium und Harfe nach einem Gedicht von Maurice Maeterlinck, 1911
Wir haben in diesen, bisher nur geahnten, Klängen geschwelgt. Es ist ja so wunderbar: jedes Deiner Werke erzielt beim 1. Hören bei jedem Hörer eine noch nicht da gewesene Sensation. (Alban Berg an Schönberg, 1928)


1915 – 1919 

September 1915: Rückkehr nach Wien; auf Einladung von Alma Mahlers Freundin Lilly Lieser wohnen die Schönbergs in der Gloriettegasse in Hietzing.

Schönberg hat wieder eine herrliche Idee: […] einen Verein zu gründen, der es sich zur Aufgabe macht, Musikwerke aus der Zeit ›Mahler bis jetzt‹ seinen Mitgliedern allwöchentlich vorzuführen. (Alban Berg an seine Frau Helene, 1. Juli 1918)
Der Verein für musikalische Privataufführungen setzte nicht nur als Pflegestätte von Novitäten, sondern auch durch seine unkonventionelle Struktur neue Maßstäbe: Geheimhaltung des genauen Programms (um einen »gleichmäßigen Besuch zu sichern«); Wiederholung von Werken; nichtöffentlicher Charakter der Vereinskonzerte; Verbot von Beifalls- oder Missfallensbekundungen, um »Künstlern und Kunstfreunden eine wirkliche und genaue Kenntnis moderner Musik zu verschaffen«.

Einberufung Arnold Schönbergs zum Militärdienst, 1915

Zwischen 1918 und 1920 unterrichtete Schönberg über 100 SchülerInnen an den Schwarzwald’schen Schulanstalten, einer von der Reformpädagogin Eugenie Schwarzwald geleiteten Bildungseinrichtung.

Frühjahr 1918: Übersiedlung nach Mödling, einem Vorort im Süden von Wien.

Die Jakobsleiter, Oratorium für Soli, Chor und Orchester nach einer Dichtung des Komponisten, 1915 – 1922
Durch dein Werk ist sonnenklar geworden, was das Menschenschicksal ist. (Anton Webern an Schönberg, 1917)
Die Religion. Mir war sie in diesen Jahren meine einzige Stütze. (Schönberg, 1922)


1920 – 1924 

Serenade op. 24 für Klarinette, Bassklarinette, Mandoline, Gitarre, Geige, Bratsche, Violoncello und eine tiefe Männerstimme, 1920 – 1923
Läßt sich geradezu mit Mozart vergleichen […] Im ganzen Werk ist trotz der kühnsten Kombinationen und kontrapunktischen Kunststücken der leichte Serenadencharakter festgehalten. (Erwin Stein, 1924)

Fünf Klavierstücke op. 23, 1920–1923

Von September 1920 bis März 1921 verweilte Schönberg in Zandvoort / Holland; private Unterrichtstätigkeit.

Antisemitischer Übergriff; Vertreibung von Arnold Schönberg aus dem Salzburger Sommerfrischeort Mattsee, Sommer 1921
Es war zum Schluss sehr häßlich in Mattsee. Die Leute dort haben mich scheinbar so verachtet, wie wenn sie meine Noten kennten. (Schönberg an Alban Berg, Juli 1921)

Suite für Klavier op. 25 Präludium, Erste Niederschrift vom 24. – 29. Juli 1921 in Traunkirchen; Schönbergs erstes Werk, in dem die »Methode der Komposition mit zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen« realisiert wird.

Schönbergs Frau Mathilde stirbt am 18. Oktober 1923.

Am 28. August 1924 heiratete Schönberg Gertrud Kolisch (1898 – 1967), die Schwester seines Schülers Rudolf Kolisch.
Ich wußte nicht, warum ich noch so glücklich sein darf! (Schönberg, 1924)

Quintett op. 26 für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott, 1923 – 1924; seinem Enkel, »Bubi« Arnold, gewidmet
Die thematische Arbeit, der differenzierte Ausbau der Nebengedanken […] erinnert an die Klassiker. (Felix Greissle, 1925)


1925 – 1929 

Suite für Kleine Klarinette, Klarinette, Bassklarinette, Geige, Bratsche, Violoncello und Klavier op. 29, 1925 – 1926
»Meiner lieben Frau« gewidmet
Ein Reichtum an musikalischen Gedanken […] ein Meisterwerk höchster Ordnung (Erwin Stein, 1927)

Vier Stücke op. 27 für gemischten Chor nach Texten von Schönberg und Hans Bethge (Übersetzungen aus dem Chinesischen), 1925

Drei Satiren op. 28 für gemischten Chor nach eigenen Texten, 1925 – 1926
Einer Musik, die voll und wirklich die der Gegenwart ist, muß auch die Zukunft gehören. (Schönberg, 1926)

Arnold Schönberg wird in Nachfolge von Ferruccio Busoni (1866 – 1924) als Vorsteher einer Meisterklasse für Komposition an die Akademie der Künste in Berlin berufen.

Variationen für Orchester op. 31, 1926 – 1928
Die Variationen sind wie ein Album mit Ansichten eines Ortes oder einer Landschaft, die Ihnen einzelne Punkte zeigt.(Schönberg, 1931)

Drittes Streichquartett op. 30, 1927
Frau Elizabeth Sprague Coolidge gewidmet
Ich kann es nicht oft genug sagen: meine Werke sind Zwölfton-Kompositionen, nicht Zwölfton-Kompositionen. (Schönberg an Rudolf Kolisch, 1932)

Der biblische Weg, zionistisches Sprechdrama mit Bühnenentwürfen, 1926 – 1927
Die Situation des Judentums macht es jedem, der in der Lage dazu ist, zur Pflicht mit allen Kräften für die Weiterexistenz unseres Volkes zu arbeiten. (Schönberg an Max Reinhardt, 1933)

Von heute auf morgen op. 32, nach einem Libretto von Max Blonda (Pseudonym für Gertrud Schönberg), 1928 – 1929
Von heute auf morgen will eine heitere und leichte Oper sein: sie zeigt nur, was sich von heute auf morgen abspielt, nicht länger gilt, nicht länger bestehen bleibt. (Schönberg, 1930)


1930 – 1934 

Klavierstücke op. 33A und op. 33B, 1929/1931
Ganz unerwartete, farbig und klanglich reizvolle Kombinationen auf dem Instrument. (Else Kraus, Interpretin der Uraufführung, 1932)

Begleitungsmusik zu einer Lichtspielscene op. 34, 1929/1930
Drohende Angst – Gefahr – Katastrophe
Das Stück scheint ja zu gefallen: soll ich daraus Schlüsse auf seine Qualität ziehen? (Schönberg an Heinrich Jalowetz, 1931)

Ich habe längere Zeit wegen meiner Gesundheit im Süden gelebt und würde mich aus diesem Grund, aber auch wegen der politischen Verhältnisse nur sehr ungern entschließen, gerade jetzt nach Deutschland zurückzukehren. (Schönberg an Joseph Asch, Mai 1932)

Moses und Aron, Oper in drei Akten nach einem Libretto des Komponisten (Fragment), 1923/1926 – 1937
Moses und Aron ist eines meiner Hauptwerke. Der Stoff und seine Behandlung sind rein religions-philosophisch. (Schönberg, 1951)

Am 7. April 1933 wurde in Deutschland das »Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums« erlassen. Dieses Gesetz erlaubte es den nationalsozialistischen Machthabern, jüdische Beamte aus dem Dienst zu entfernen.

In der Sitzung vom 18. III. der Akademie wurden Formulierungen bekanntgegeben, aus welchen entnehmbar wurde, dass mein Verbleiben in leitender Stelle nunmehr unerwünscht sei. Stolz, und das Bewusstsein meiner Leistung hätten mich längst zu freiwilligem Rücktritt bewogen. […] Wer mein Schüler war, hat den Ernst und die Sittlichkeit einer Kunstauffassung zu spüren bekommen, die ihm in allen Lebensverhältnissen, wenn er sie zu bewahren vermag, Ehre bereiten wird! (Arnold Schönberg an die Preußische Akademie der Künste, 20. März 1933)

Dokument über Arnold Schönbergs Wiedereintritt in die jüdische Religionsgemeinschaft, bezeugt durch Marc Chagall, Paris, 24. Juli 1933
Ich nenne mich heute mit Stolz einen Juden; aber ich kenne die Schwierigkeiten, es wirklich zu sein. (Schönberg, 1932)

Letzte Vorbereitungen zur Ausreise aus Deutschland und überstürzte Abfahrt in der Nacht zum 17. Mai 1933, nachdem Rudolf Kolisch telegrafisch »Luftveränderung« empfohlen hatte.

Geburt der Tochter Dorothea Nuria am 7. Mai 1932 in Barcelona
Das Kind ist natürlich »ganz der Papa« was die Schönheit anbelangt. (Schönberg, Mai 1932)

Schönbergs Reisepass mit temporärem Visum für die Einreise nach New York, Oktober 1933

Nach Überfahrt mit dem Schiff aus Le Havre erreichten die Schönbergs am 31. Oktober 1933 New York. Arnold Schönberg sollte nie mehr nach Europa zurückkehren.

Suite im alten Stile für Streichorchester, 1934
Ohne die Schüler vorläufig einer Schädigung durch das »Gift der Atonalität« auszusetzen, sollte hier in einer Harmonik, die zu modernen Empfindungen leitet, auf moderne Spieltechnik vorbereitet werden. (Schönberg, 1934)

1933/34 unterrichtete Schönberg am Malkin Conservatory in New York und Boston Musiktheorie und Komposition.
12 – 14 Schüler, darunter vollkommene Anfänger. (Schönberg, 1934)

Im September 1934  übersiedelte Arnold Schönberg, der im Unterrichtsjahr an der Ostküste mit großen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, mit Frau und Kind nach Kalifornien.


1935 – 1939

Am 24. Dezember 1935 verstarb Schönbergs Schüler Alban Berg.

Konzert für Violine und Orchester op. 36, 1935 –1936
»Meinem lieben Freund und Kampfgenossen Dr. Anton von Webern« gewidmet
Das Studieren und Spielen dieses Werkes macht einen um zwanzig Jahre jünger. (Louis Krasner, 1940)

Unmittelbar nach seiner Ankunft an der Westküste unterrichtete Schönberg zunächst eine Klasse von sechs Privatschülern, darunter John Cage. 1935 und 1936 hatte Schönberg an der University of Southern California den »Alchin Chair« inne, eine Gastdozentur für Komposition.

Beginnend mit Herbst 1936 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1944 unterrichtete Schönberg an der University of California at Los Angeles (UCLA).

Viertes Streichquartett op. 37, 1936
Ich bin mit dem Werk sehr zufrieden und glaube, dass es gefälliger ist als das dritte. Aber – das glaube ich jedesmal! (Schönberg an Elizabeth Sprague Coolidge, 1936)

Im Mai 1936 übersiedelten die Schönbergs nach Brentwood, 116 North Rockingham Avenue.
Wir haben ein wunderschönes Haus mit einem Garten gefunden. (Schönberg an Gertrud Greissle, 21. Mai 1936)

Geburt des Sohnes Rudolf Ronald am 26. Mai 1937 in Los Angeles
Ronny ist sehr süss und gescheit. Er ist sehr musikalisch und sucht sich alles am Klavier selbst zusammen, auch Akkorde. (Schönberg, 1941)

Kol nidre op. 39 für Sprecher (Rabbi), gemischten Chor und Orchester, 1938
Eine meiner Hauptaufgaben war, […] diesem Decret die Würde eines Gesetzes, eines »Erlasses«, zu verleihen. Ich glaube, dass es sowohl im Tempel als auch im Konzert von grosser Wirkung sein muss. (Schönberg, 1941)

Zweite Kammersymphonie op. 38 für kleines Orchester, 1906/07 – 1939
Eine Sehnsucht zu dem älteren Stil zurückzukehren, war immer mächtig in mir; und von Zeit zu Zeit mußte ich diesem Drang nachgeben. Also schreibe ich manchmal tonale Musik. (Schönberg, 1948)


1940 – 1944

1941 erhält Schönberg die amerikanische Staatsbürgerschaft.

Variationen über ein Rezitativ für Orgel op. 40, 1941
Ich habe diese Musik in etwa derselben Art wie ein Orchesterwerk geschrieben. […] Natürlich ist das die unübliche Herangehensweise an das Instrument. (Schönberg, 1944)

Ode an Napoleon Buonaparte op. 41 für Streichquartett, Klavier und Sprecher nach einem Text von Lord Byron, 1942
Ich habe mich länger mit den Hintergründen der Nazi-Philosophie auseinandergesetzt. […] Ich wusste, es sei die moralische Pflicht der Intelligenz, gegen die Tyrannei Stellung zu beziehen. (Schönberg, 1942)

Konzert für Klavier und Orchester op. 42, 1942
Einer der Marksteine der Musikgeschichte. (Leopold Stokowski, 1944)

Geburt des Sohnes Lawrence Adam am 27. Januar 1941 in Los Angeles
Wir alle, Frau Schoenberg, Nuria, Ronald und ich genießen den Zuwachs in unserem Haushalt sehr. (Schönberg, 1941)

Modelle für Anfänger im Kompositionsunterricht, 1942
Die Hauptziele dieses Lehrgangs sind: Gehörbildung, Entwicklung des Formsinns, Verständnis der Technik und Logik einer musikalischen Konstruktion. (Schönberg, 1943)

Thema und Variationen für Blasorchester op. 43A, 1943
Als ich versprach, ein solches Stück zu schreiben, wusste ich sofort, dass meine übliche Art des Komponierens weit zu schwierig sei. […] Folglich entschloss ich mich zur Lösung in Form einer pädagogischen Aufgabe. (Schönberg, ca. 1944)

Emeritierung von der UCLA; in den folgenden Jahren Privatunterricht


1945 – 1951 

Streichtrio op. 45, 1946
Am 2. August dieses Jahres wird es drei Jahre her sein, seit – was ich scherzhaft, meinen Todesfall, nenne. […] Das Trio, von dem ich vielen Leuten erzählt habe, dass es eine »humoristische« Darstellung meiner Krankheit ist, habe ich bald nachdem ich aus dem Ärgsten heraus war, angefangen. (Arnold Schönberg, 1949)

Ein Überlebender aus Warschau op. 46 für Sprecher, Männerchor und Orchester nach einem eigenen Text, 1947
Nun, was der Text des Überlebenden für mich bedeutet: er stellt in erster Linie eine Mahnung an alle Juden dar, niemals zu vergessen, was uns angetan wurde. (Schönberg, 1948)

Prelude op. 44 für gemischten Chor und Orchester, 1945
Introduktion zu einer Kantate über die biblische Schöpfungsgeschichte

Am 15. September 1945 verstarb Schönbergs Schüler Anton Webern.

Ernennung Schönbergs zum Ehrenpräsidenten der Israelischen Musikakademie in Jerusalem

Vorschule des Kontrapunkts, 1942 – 1950
Den Verstand des Schülers anzuregen, ihm jenen Sinn für Form, Balance und musikalische Logik zu vermitteln – das ist der Hauptzweck des vorliegenden Buches. (Schönberg, 1950)

Die formbildenden Tendenzen der Harmonie, 1939 – 1948
Dieses Buch enthält in gedrängter Kürze die Methoden, wie sie in meiner Harmonielehre dargestellt sind. (Schönberg, 1948)

Grundlagen der musikalischen Komposition, 1937 – 1948
Es soll durchaus eine Einführung in die Praxis der Komposition sein, jedoch wird jede Anweisung und jede Beschreibung eines Verfahrens durch Analyse der Praxis der Meister sorgfältig beglaubigt. (Gerald Strang, 1954)

Dreimal tausend Jahre op. 50A für gemischten Chor a cappella nach einem Gedicht von Dagobert Runes, 1949

De Profundis op. 50B, Psalm 130 für gemischten Chor a cappella, 1950

Moderner Psalm op. 50C für Sprecher, gemischten Chor und Orchester (Fragment), 1950

Veröffentlichung der Essay-Sammlung Style and Idea, herausgegeben von Schönbergs Schülerin Dika Newlin, bei der Philosophical Library in New York, 1950

Arnold Schönberg verstarb am 13. Juli 1951 in Los Angeles.